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1996 reichte der amerikanische Physiker Alan Sokal einen Aufsatz mit dem Titel Transgressing the Boundaries: Towards a Transformative Hermeneutics of Quantum Gravity (deutsch: Die Grenzen überschreiten: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation) bei der amerikanischen, für ihre postmoderne Ausrichtung bekannten Zeitschrift für Cultural studies Social Text zur Veröffentlichung ein. Diese druckte ihn unbeanstandet mit anderen in einer Sondernummer ab.
Kurz nach der Veröffentlichung bekannte Sokal in einer anderen Zeitschrift, Lingua Franca, dass es sich bei dem Aufsatz um eine Parodie handle. Er habe die zusammengesuchten Zitate verschiedener postmoderner Denker mit dem typischen Jargon dieser Denkrichtung zu einem Text montiert, dessen unsinniger Inhalt bei Beachtung wissenschaftlicher Standards, so der Vorwurf an die Herausgeber von Social Text, als solcher hätte erkannt werden müssen. Dabei äußerte er bereits in diesem ersten Artikel Sympathie für linke kritische Wissenschaftsdiskussionen und bezeichnet sich selbst als links und als Internationalist.
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This diagram [the Möbius strip] can be considered the basis of a sort of essential inscription at the origin, in the knot which constitutes the subject. This goes much further than you may think at first, because you can search for the sort of surface able to receive such inscriptions. You can perhaps see that the sphere, that old symbol for totality, is unsuitable. A torus, a Klein bottle, a cross-cut surface, are able to receive such a cut. And this diversity is very important as it explains many things about the structure of mental disease. If one can symbolize the subject by this fundamental cut, in the same way one can show that a cut on a torus corresponds to the neurotic subject, and on a cross-cut surface to another sort of mental disease. [Lacan (1970), pp. 192-193]
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Jacques Lacan: Dieses Diagramm [das Möbius-Band] lässt sich als die Basis einer Art grundlegenden Inschrift am Ursprung betrachten, im Knoten, der das Subjekt darstellt. Dies geht viel weiter, als man zunächste vielleicht annehmen mag, da man nach einer Oberfläche suchen kann, die solche Inschriften aufzunehmen vermag. Sie können vielleicht erkennen, dass diese Kugel, dieses alte Symbol für Totalität, ungeeignet ist. Ein Torus, eine Kleinsche Flasche, die Oberfläche einer Kreuzhaubesind zu einem deratigen Schnitt in der Lage. Und diese Verschiedenartigkeit ist sehr wichtig, da sie vieles hinsichtlich der Struktur der Geisteskrankheiten erklärt. Wenn sich das Subjekt durch diesen fundamentalen Schnitt symbolisieren lässt, lässt sich in gleicher Weise zeigen, dass ein Schnitt auf einen Torus dem neurotischen Subjekt und auf der Oberfläche einer Kreuzhaube einer anderen Geisteskrankheit entspricht.
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Harry Woolf: May I ask if this fundamental arithmetic and this topology are not in themselves a myth or merely at best an analogy for an explanation of the life of the mind?
Jacques Lacan: Analogy to what? "S" designates something which can be written exactly as this S. And I have said that the "S" which designates the subject is instrument, matter, to symbolize a loss. A loss that you experience as a subject (and myself also). In other words, this gap between one thing which has marked meanings and this other thing which is my actual discourse that I try to put in the place where you are, you as not another subject but as peoplethat are able to understand me. Where is the analogon? Either this loss exists or it doesn't exist. If it exists it is only possible to designate the loss by a system of symbols. In any case, the loss does not exist before this symbolization indicates its place. It is not an analogy. It is really in some part of the realities, this sort of torus. This torus really exists and it is exactly the structure of the neurotic. It is not an analogon; it is not even an abstraction, because an abstraction is some sort of diminution of reality, and I think it is reality itself. [Lacan (1970), pp. 195-196]
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Harry Woolf: Darf ich fragen, ob diese grundlegende Arithmetik und diese Topologie nicht selbst ein Mythos oder bestenfalls eine Analogie für eine Erklärung der Funktionsweise des Gehirns sind?
Jaques Lacan: Analogie wozu? "S" bezeichnet etwas, das exakt als dieses "S" geschrieben werden kann. Und ich habe gesagt, dass das "S", welches das Subjekt bezeichnet, ein Instrument darstellt, Materie zur Symbolisierung eines Verlustes. Eines Verlusts, den sie (und ich ebenfalls) als Subjekt empfinden. Mit anderen Worten: diese Kluft zwischen dem einen, das feste Bedeutung besitzt, und dem anderen, das mein tatsächliches Sprechen ist, das ich an den Ort zu übertragen versuche, an dem sie sind, sie nicht als weiteres Subjekt, sondern als Mensch, der mich verstehen könnte. Wo ist das Analogon? Entweder existiert dieser Verlust, oder er existiert nicht. Existiert er, so ist es nur möglich, ihn durch ein System von Symbolen zu bezeichnen. In jedem Fall existiert der Verlust erst dann, wenn diese Symbolisierung seinen Platz anzeigt. Es handelt sich nicht um Analogie. Tatsächlich ist es eine in manchen Realitäten, in dieser Art von Torus. Dieser Torus existiert tatsächlich, und er entspricht genau der Struktur des Neurotischen. Es handelt sich nicht um ein Analogon, nicht einmal um eine Abstraktion, denn eine Abstraktion vermindert die Realität in gewisser Weise, und ich bin der Ansicht, es handelt sich um die Realität selbst.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (09.10.2011, 01:02)
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In this space of jouissance, to take something bounded, closed, is a location, and to speak about it is a topology. ...What does the most recent development of topology allow us to put forward concerning the location of the Other, of this sex as Other, as absolute Other? I will put forward the notion of compactness. Nothing is more compact than a fracture; clearly, the intersection of everything that closes being admitted as existing on an infinite number of sets, it follows that the intersection implies this infinite number. It is the very definition of compactness.[Lacan (1975)]
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In diesem Raum des Genießens etwas Begrenztes, Geschlossenes nehmen, dass ist ein Ort, und davon zu sprechen, das ist eine Topologie. ...Was erlaubt uns die jüngste Entwicklung der Topologie vorzubringen, den Ort des Anderen betreffend, eines Geschlechts als Anderen, als absolut Anderen? Ich möchte hier den begriff der "kompaktheit" vortragen. Nichts Kompakteres als ein Riss, wenn klar ist, wenn der Schnitt von allem , was sich hier erschließt, angenommen wird als existierend über eine unendliche Zahl von Mengen, daraus resultiert, dass der Schnitt diese unendliche Zahl impliziert. Dies ist die Definition der Kompaktheit.
...das ist halt paradox deswegen benutzt er auch paradoxe analogien.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Rommel« (10.10.2011, 00:14)
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »AtroX_Worf« (10.10.2011, 03:11)